Von Wurzeln & Flügeln:
Das kleinste Mo ist seit gestern Schulkind.
Mehr als ein Jahr hat es daraufhingefiebert, und nun ist es überglücklich, wenn auch nach dem allerersten ganz besonderen Tag mit Feier im kleinen Rahmen völlig erledigt.
Als Eltern sind wir zuversichtlich, dem Kind Wurzeln mitgegeben zu haben, mit denen es standhaft kleineren und schlimmstenfalls auch grösseren Niederlagen trotzden kann.
Nun ist es an der Zeit, dem Wachsen der Flügel zuzuschauen.
Und das ist gar nicht so einfach.
Anderen Eltern scheint es da leichter zu fallen: beim gemeinsamen Heimschlendern mit meiner Freundin, nachdem wir unseren Kindern beim Gänsemarsch in den Klassenraum hinterhergeschaut haben, treffen wir auf einen ca. 11jährigen Jungen, der uns nach einer Schule fragt, die sich ca. 6 km entfernt von unserem Standort befindet - er hat einfach die richtige Haltestelle verpasst, weil er das erste Mal mit dem Bus gefahren ist/ fahren musste, und er kannte sich damit nicht aus, weil die Eltern ihn die ersten 2 Tage mit dem Auto gefahren haben.
Wir nahmen uns seiner an, trösteten den inzwischen völlig aufgelösten kleinen Kerl (Karmapunkte: 100), und als dann noch ein uns bekannter Vater hinzukam, der sich bereit erklärte, den Jungen in die Stadt zur Schule zu bringen, wollte er zunächst zwar nicht (ist ja auch völlig OK so), vertraute uns dann aber doch soweit, dass er mitfuhr. Für alle Fälle haben wir ihm noch unsere Namen und Telefonnummern aufgeschrieben.
Habe ich gestern bei der Einschulungsfeier keinen sentimentalen Anflug gehabt (dafür doppelt und dreifach beim Kindergartenabschied...), so kamen mir bei dem kleinen verzweifelten Jungen vorhin echt die Tränen. :-(
Ich habe dann eben noch in seiner Schule angerufen und betont, dass mit ihm unbedingt das Busfahren geübt werden müsse, sonst treffen wir ihn die nächsten Tage nochmal, und der Schulleiter versprach, mit den Eltern zu reden.
Hoffen wir für den kleinen Mann, dass auch seine Wurzeln stark genug sind.
Und jetzt geniesse ich die nächsten 4einhalb Stunden Ruhe und Alleinsein.
Mehr als ein Jahr hat es daraufhingefiebert, und nun ist es überglücklich, wenn auch nach dem allerersten ganz besonderen Tag mit Feier im kleinen Rahmen völlig erledigt.
Als Eltern sind wir zuversichtlich, dem Kind Wurzeln mitgegeben zu haben, mit denen es standhaft kleineren und schlimmstenfalls auch grösseren Niederlagen trotzden kann.
Nun ist es an der Zeit, dem Wachsen der Flügel zuzuschauen.
Und das ist gar nicht so einfach.
Anderen Eltern scheint es da leichter zu fallen: beim gemeinsamen Heimschlendern mit meiner Freundin, nachdem wir unseren Kindern beim Gänsemarsch in den Klassenraum hinterhergeschaut haben, treffen wir auf einen ca. 11jährigen Jungen, der uns nach einer Schule fragt, die sich ca. 6 km entfernt von unserem Standort befindet - er hat einfach die richtige Haltestelle verpasst, weil er das erste Mal mit dem Bus gefahren ist/ fahren musste, und er kannte sich damit nicht aus, weil die Eltern ihn die ersten 2 Tage mit dem Auto gefahren haben.
Wir nahmen uns seiner an, trösteten den inzwischen völlig aufgelösten kleinen Kerl (Karmapunkte: 100), und als dann noch ein uns bekannter Vater hinzukam, der sich bereit erklärte, den Jungen in die Stadt zur Schule zu bringen, wollte er zunächst zwar nicht (ist ja auch völlig OK so), vertraute uns dann aber doch soweit, dass er mitfuhr. Für alle Fälle haben wir ihm noch unsere Namen und Telefonnummern aufgeschrieben.
Habe ich gestern bei der Einschulungsfeier keinen sentimentalen Anflug gehabt (dafür doppelt und dreifach beim Kindergartenabschied...), so kamen mir bei dem kleinen verzweifelten Jungen vorhin echt die Tränen. :-(
Ich habe dann eben noch in seiner Schule angerufen und betont, dass mit ihm unbedingt das Busfahren geübt werden müsse, sonst treffen wir ihn die nächsten Tage nochmal, und der Schulleiter versprach, mit den Eltern zu reden.
Hoffen wir für den kleinen Mann, dass auch seine Wurzeln stark genug sind.
Und jetzt geniesse ich die nächsten 4einhalb Stunden Ruhe und Alleinsein.
mojudo - Mi, 19. Aug, 08:51
wir waren helden ...
[powerpoint präsentation]
sicherlich etwas überspitzt, aber auch sehr sehr wahr. hat mir die mutter eines fünfjährigen sohnes, nachbarin, mitabiturientin und heutige grundschuldirektorin [mit der ich zeitgleich mal um ein jahr den vertrag bei der schule verlängert habe]. ihre grundschule gilt in unserem ort übrigens als vorbildlichst. und ihre geschichten aus dem schulalltag, au backe ...
mal abgesehen davon, dass sicherlich der eine oder andere punkt der ppp einen gewissen wahrheitskern trifft: heute ist nicht damals. mir scheint, sie neigen da zu vergleichsweise stoischen reaktionen wie manch älterer herr, der vom krieg erzählt und davon was man damals alles nicht hatte …
abgesehen davon, das stichwort "schlüsselkind" kann ich wirklich nicht mehr hören.
pardon, aber das musste mal gesagt werden (sie verzeihen, liebe frau m.?)
;-)
@Frau B.: Ihnen verzeihe ich ziemlich viel. Auch, dass da noch einige Fragen offen sind... ;-)
@Nachtblau: sehe ich anders. Und im speziellen Fall bekam der Junge von seiner Mutter mitgegeben (sie rief mich mittags tatsächlich an und bedankte sich für das Kümmern), daß er aussteigen müsse, wenn er einen bestimmten Großmarkt sähe. Bloss sieht er den erst, wenn der Bus seine Ausstiegshaltestelle bereits hinter sich hat. Und da er tags zuvor mit dem Auto zur Schule gebracht wurde, hatte er sich - da Autos von einer gänzlich anderen Seite die Schule befahren - ein anderes "Umweltbild" eingeprägt. Ich finde, von Kindern, die eine 5. Klasse besuchen und somit neu an einer Schule sind, sollte man so ein Können nicht gleich beim ersten Mal erwarten.
bei uns steigt man übrigens an der angesagten und per display namentlich eingeblendeten haltestelle aus, man muß sich also einen straßennamen merken [der sich von beiden seiten gleich anhört und gleich liest] und kein bild. so mache ich das übrigens auch immer bei u-bahnen in mir unbekannten städten. das mit den röhren optisch auseinander halten stelle ich mir ohnehin etwas schwierig vor.
@ frau b.: nein, ich neige nicht zu den stoischen mustern, teile aber die meinung, dass gewisse dauerumhätschelnde dinge genau die weicheier heranerziehen, von denen wir heute schon zu viele haben. rückgrat, selbstvertrauen und eigeninitiave muß man lernen, das fällt nicht irgendwann vom himmel. und dazu gehört halt auch, dass man gelegentlich auf die fresse fällt, mal mehr mal weniger heftig.
der grund, warum ich ab einem gewissen alter trotz einer gewiss übertriebenen waghalsigkeit kaum noch verletzungen hatte liegt schlichtweg darin, dass ich zwischen meinem 5. und 10. lebensjahr mindestens einmal im monat beim chirugen antreten durfte. ich kann mich nicht mal mehr ansatzweise an die anzahl der ambulanten operationen erinnern [und meine mutter hat das sicher auch
verdrängtvergessen]. und irgendwann konnte ich halt unterscheiden, was gefährlich ist - und was nicht. ein erlernter instinkt, der mir in meinem heutigen beruf sicher schon öfter das leben gerettet hat.herr t.: wann sind sie zuletzt hier im ort bus gefahren oder straßenbahn? das was sie da schreiben, stimmt leider gar nicht. im gegenteil: hier wird weder die haltestelle angesagt noch angezeigt (weder im bus noch in der bahn, da muss man die knapp unter der decke (!) angebrachten netzpläne zur orientierung studieren), schlimmer noch: aufgrund vieler langjähriger baustellen in der innenstadt, werden haltestellen oft verlegt, eine ansage oder einen aushang gibt es nicht, man erwartet hier, dass die hiesige tageszeitung gelesen wird.
und was den rest anbelangt: wissen sie, herr t., all ihre geschichten aus ihrer jugend und kindheit gehören zu ihnen, herr t. und zu niemandem sonst. und das, was ihnen widerfuhr und was "es" aus ihnen machte, ist durchaus interessant zu hören und zu lesen, vielleicht sogar an mancher stelle "erstaunlich". da aber nun mal jeder, jeder mensch anders ist, lehne ich übertragungen nach dem schema "wenn's mir nicht weh tut, kann es dir auch nicht weh tun" oder "was mir nicht geschadet hat, kann dir auch nicht schaden" per se ab. mehr noch: ich halte sie für "gefährlich", weil es einem menschen, einem kleinen wie einem großen gleichermaßen, emotional "weh" tun kann, wenn er ständig damit konfrontiert wird, dass sein verhalten oder seine reaktion ja irgendwie abnorm zu sein scheint, nur weil das bei ihnen, herr t., anders war und ist. ums mal konkret zu machen: wenn für jemanden, egal ob kleines oder größeres kind oder erwachsender, das busfahren eine schwierigkeit darstellt, wegen fehlendem orientierungssinn oder weil er noch nicht so weit ist oder was weiß ich, dann helfe ich ihm anstatt ihm vorzuhalten, dass mir ja schließlich "damals" auch niemand geholfen hat. (genau das meine ich mit stoischem verhalten. jemand, der sich nicht die mühe macht, zu schauen, wie ein anderer mensch, eine situation heute ist, und nur von sich und damals erzählt, ist schlicht stoisch, unflexibel, sozial inkompatibel, ums mal ganz bewusst auf die spitze zu treiben).
Für einen Jungen mit 11 Jahren, der das allererste Mal (!) Bus fährt, dürfte es schwer sein, auf einem Display die Haltestelle zu lesen, wenn er a) gar nichts von dem Display weiß und es ihm b) auch gar nichts nützen würde, wenn er den Display kennen und sehen würde, wenn er den namen der Haltestelle gar nicht kennt, weil im Muttern ja gesagt hat, er solle aussteigen, wenn er den Großmarkt sieht.
Dieser Junge hat sehr wohl das von Ihnen erwähnte Rückgrat, Selbstvertrauen und Eigeninitiative gezeigt, nämlich in dem er uns angesprochen und um Hilfe gebeten hat. Punkt.
Und so schön wie ich selbst als Jahrgang '67 die Freiheiten meiner Kindheit - vor allem im Rückblick - geschätzt habe, so finde ich persönlich es - mit Verlaub - ein bißchen arg dick aufgetragen, wenn Sie behaupten, Ihre monatlichen Chirurgie-Besuche hätten Ihnen in Ihrem heutigen Beruf mehrmals das Leben gerettet. Ich bin der Meinung, man kann nicht von "erlerntem Instinkt" sprechen, wenn Sie 5 Jahre dafür brauchten, um gefährliche Situationen einschätzen zu können.
Wissen Sie, ich verabschiede mich abends von meinen Kindern lieber beim ins-Bett-bringen als beim Zuklappen eines kleinen weißen Sargdeckels.
Und das betrifft auch @Nachtblau: ich sehe einen himmwelweiten Unterschied darin, Kindern in einer betreuten Gruppe eine Karte in die Hand zu drücken und zu sagen "So, nun findet mal den Schatz", und einem Jungen, der vielleicht einfach nur aus Verträumtheit seinen Ausstieg verpasst hat und verzweifelt ob all der vielen neuen Situationen war (fremder Stadtteil, neue Schule, zu spät zum Unterricht kommen, fremde Leute ansprechen und um Hilfe bitten etc.).
Meine Tochter kann auch ziemlich viel allein oder glaubt es von manchen Sachen. Das heißt aber noch lange nicht, daß ich es ihr dann erlaube. Hat was mit Verantwortung zu tun. Und dem letzten Satz an Timanfaya.
und was die vorurteile anbelangt, die sie mir vorwerfen, herr t.: ich habe ihre kommentare noch mal durch gelesen. von helfen steht da nix, sie reden nur von dauer verhätschelnden weicheiern und davon, was bei ihnen anders lief, was man ihnen nicht beigebracht hat, weil sie ja schließlich schlüsselkind waren und alles schon konnten.
aber, lassen wir das. vielleicht können sie sich an ihre eigene kindheit auch nicht mehr so gut erinnern, liegt ja schließlich 30 bis 35 jahre zurück. ;-)
und frau m.: ich habe nicht fünf jahre gebraucht, bis ich gefährliche situationen abschätzen konnte, ich habe fünf jahre gebraucht um die grenzüberschreitungen am limit auch größtenteils kontrolliert ablaufen zu lassen. das liegt in der natur eines menschen, da kann man leider in jungen jahren nicht viel gegen machen, wenn die verbände ab waren, war der schmerz ja auch wieder vergessen. beim surfen nennt man das 'off the lip', ein zustand, der eigentlich immer ein wenig zu weit ist, aber am meisten spaß macht. wie meine mutter das nervlich überlebt hat ist mir ein rätsel, ich erinnere mich an wirklich haarsträubende situationen. aber immerhin habe ich mir nie einen knochen gebrochen, dafür bin ich aber mindestens einmal rundumgenäht. ich hoffe jedenfalls, dass uns das erspart bleibt ... (o;